Liebe Leserinnen und Leser, 

ein wichtiges Thema, das Katzenbesitzer immer wieder bewegt, ist die Auswahl der Supplemente, die zur Zubereitung der Rohfleischmahlzeiten für die Katze verwendet werden sollen. Fragen wie: "Schadet es meiner Katze, wenn ich ein pflanzliches Öl verwende?" oder: "Man hört doch immer wieder, dass chemische Zusätze nicht oder nur schlecht verwertet werden können, stimmt das?" hört man immer wieder. Viele Fragen drehen sich auch darum, welches Supplement in welchem Fall sinnvoll ist.

Sicher fragst du dich, warum eine gesunde Katze denn eigentlich Supplemente benötigt. Wir könnten doch davon ausgehen, dass – ähnlich wie beim Hund – eine ausgewogene Zusammenstellung der einzelnen tierischen Komponenten eine ausreichende Versorgung mit Spurenelementen, Vitaminen und Mineralstoffen sicherstellen würde.

So einfach ist es leider nicht, denn die Maus ist ein ganz besonderes Beutetier mit einer außergewöhnlichen Nährstoffdichte, die wir mit „gewöhnlichem“ Fleisch nicht oder nur unzureichend nachbilden können. Da die Katze in ihren Bedürfnissen so besonders ist, müssen die fehlenden Nährstoffe separat zugeführt werden.  

Es geht hier nur und ausschließlich um die Verwendung von Supplementen bei gesunden Katzen. Akut oder chronisch kranke Tiere haben unter Umständen andere Anforderungen an die Ernährung. Dies sollte immer mit dem Tierarzt oder Tierheilpraktiker abgesprochen werden.

Hier also eine Übersicht der möglichen (und nötigen) Nährstoffzusätze und deren Vor- und Nachteile:

Essentielle Vitamine für Katzen

Vitamin A

Ganz im Gegensatz zum Menschen kann die Katze die Vorstufe des Vitamin A – das Betakarotin – nicht in Vitamin A umwandeln. Deshalb muss es mit der Nahrung direkt zugeführt werden. Idealerweise geschieht dies in Form von frischer Leber. Der Vorteil liegt auf der Hand: diese Art der Supplementierung ist die natürlichste, um die Katze mit Vitamin A – und vielen weiteren Nährstoffen – zu versorgen. Putenleber enthält mit Abstand das meiste Vitamin A – zum Beispiel fünffach so viel wie Kalbsleber.

Dorschlebertran ist ebenfalls eine Möglichkeit, Vitamin A zu ergänzen. Allerdings sollte das nur von erfahrenen Barfern verwendet werden und/oder nach Rücksprache mit einem Ernährungsberater für Katzen. Die Dosierung sollte nämlich genau berechnet werden, da ansonsten auf Dauer die Gefahr einer Vitamin-D3-Überdosierung besteht.

Alternativ kommen Vitamin-A-Tropfen in Frage, die allerdings den Nachteil haben, dass einige (manchmal allergieauslösende) Zusatzstoffe enthalten sind, so z.B. Öl auf Basis von Erdnüssen oder Soja.

Vitamin D3

Dieses Vitamin ist von der Katze nicht synthetisierbar. Es muss also – genau wie Vitamin A - mit der Nahrung zugeführt werden. Bei der Katze geschieht dies am besten in Form von Vitamin-D3-haltigem Fisch. Allen Sorten voran gehen hier Lachse aus der Familie der Salmoniden (z.B. der atlantische Lachs – Salmon Salar), nicht zu verwechseln mit dem Atlantik Seelachs! Sprotten und Regenbogenforellen kommen ebenfalls als Fischsorten in Frage, um Vitamin D3 teilweise zu supplementieren. Hierbei sollte allerdings der Jodgehalt berücksichtigt werden, sodass du bei regelmäßiger Verwendung von Fisch in der Rohfleischmahlzeit eine Rationsüberprüfung beauftragen solltest.

Nun gibt es aber Katzen, die Fisch gänzlich ablehnen oder nicht vertragen bzw. allergisch darauf reagieren. In diesen Fällen können Schaf- oder Lammherzen unter die Mahlzeit gemischt werden. Dies sind ebenfalls ganz ausgezeichnete Vitamin-D3-Lieferanten.

Alternativ können Vitamin-D3-Tabletten aus der Apotheke, die fein gemörsert unter das Futter gemischt werden, verwendet werden. Gängig sind Tabletten mit 500 I.E. Die Berechnung der Menge solltest du auch wieder in die Hände eines erfahrenen Ernährungsberaters für Katzen legen.

Grundsätzlich gilt: Vitamin A, E und D sind fettlösliche Vitamine und werden bei Überdosierung nicht wieder über die Nieren ausgeschieden. Überdosierungen verbleiben im Körper, summieren sich und können im schlimmsten Fall Erkrankungen auslösen. Dies gilt vor allem für Vitamin D.

 

B-Vitamine

Meist werden B-Vitamine mit Bierhefe supplementiert. In Bierhefe sind nicht nur B-Vitamine, sondern auch viele Mineralstoffe und Spurenelemente enthalten. Negativ an der Bierhefe ist jedoch der hohe Phosphatgehalt und die Unterversorgung mit Vitamin B1, Biotin und Folsäure. Es müssten daher sehr große Mengen verfüttert werden, um die fehlenden Vitamine bedarfsdeckend zuzuführen. Auch wenn überschüssige B-Vitamine ausgeschieden werden, ist dies nicht zielführend und eine bedarfsdeckende Versorgung vorzuziehen. Die zusätzliche Supplementierung der drei genannten B-Vitamine ist also in jedem Fall sinnvoll.

Alternativ kann ein sogenannter Vitamin B-Komplex verwendet werden, damit sind alle Bedarfe in ausreichender Menge abgedeckt. Dazu sollte man jedoch wissen, dass einige Katzen die Vitamin-Komplexe wegen ihres sehr intensiven Geruchs und Geschmacks ablehnen.

Vitamin E

Vitamin E wirkt als biologisches Antioxidans und schützt die körpereigenen Fette und Lipide vor einem Angriff freier Radikale. Dabei geht man von Versuchen an Ratten aus, bei denen selbst hohe Dosen Vitamin E toleriert wurden und nicht giftig wirkten. Dennoch sollte, wie bei allen Supplementen, die Dosis dem Bedarf so weit wie möglich angepasst sein.

Vitamin E ist in der Natur ausschließlich in pflanzlichen Quellen zu finden. Eine natürliche Vitamin-E-Quelle ist hochwertiges Weizenkeimöl. Die Verwendung bleibt allerdings nur gesunden Katzen vorbehalten, denn pflanzliche Öle sind für die Katze nicht optimal zu verwerten. Alternativ können Vitamin E-Tabletten, -Pulver oder -Tropfen gegeben werden.

Die Verwendung von frischen und/oder getrockneten Weizenkeimen bei Katzen ist kritisch zu sehen, die darin enthaltenen Purin- und Oxalgehalte können zu einem Harnsäureanstieg führen bzw. die Bildung von Oxalsteinen unterstützen.

 

Wichtige Mineralstoffe für Katzen

Calcium

Calcium ist zusammen mit Phosphor und Vitamin D3 wichtig für den Knochenstoffwechsel. Die beiden Mineralstoffe sollten bei der Katze in einem ausgewogenen Verhältnis zueinanderstehen, die Empfehlung lautet Calcium/Phosphor 1,1 – 1,2 / 1.

Für eine reine Calciumsupplementierung kannst du Eierschale und Algenkalk sowie Calciumcarbonat und Calciumcitrat verwenden.  Beachte aber stets die unterschiedlichen Gehalte an Calcium in den einzelnen Produkten.

Phosphor

Fleisch hat an sich bereits einen hohen Phosphatgehalt, deshalb wird oft nur wenig zur zusätzlichen Bedarfsdeckung benötigt. Neben Knochen kommen (Fleisch-)Knochenmehle oder Dicalciumphosphat zur Anwendung. Bei Knochen gilt es allerdings etwas zurückhaltend zu sein, tendenziell neigen Katzen bei zu häufiger Fütterung zu Knochenkot. Es wird empfohlen, Knochen nur jede 3. Mahlzeit zu verfüttern und ansonsten mit den genannten Produkten zu supplementieren.

Phosphathaltige Supplemente enthalten immer auch Calcium. In der Regel muss dennoch Calcium separat nachdosiert werden, um ein ausgeglichenes Verhältnis von Calcium und Phosphor herzustellen.

Magnesium

In aller Regel ist ausreichend natürliches Magnesium in den BARF-Rationen enthalten. Bei Bedarf kannst du auf ein stilles Wasser mit einem hohen Magnesiumgehalt zurückgreifen. Die BARF-Mahlzeiten werde dann damit angereichert. Ebenso ist die Verwendung von Spirulina möglich, mit der Einschränkung, dass die benötigte Menge im Futter häufiger zur Futterverweigerung der Katze führt.

Magnesium kann ebenso in Form von Magnesiumoxid ergänzt werden, welches entweder aus dem vulkanisches Mineral Periklas oder im chemischen Prozess hergestellt wird.

 

Kalium

Kalium und Natrium sind zwei wichtige Gegenspieler vor allem im Zellstoffwechsel, der ohne ein gutes Zusammenspiel der beiden Mineralstoffe nicht funktioniert. Bei der Katze wird ein Verhältnis Kalium / Natrium von 2,1 / 1 empfohlen. Die Zufuhr von Kalium über die Nahrung ist ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung. Gängige Praxis ist, den Natriumgehalt zugunsten des Verhältnisses Kalium/Natrium zu senken.

Kalium sollte ausschließlich nach Bestimmung des Kaliumgehaltes im Blut und Rücksprache mit dem behandelnden Tierarzt supplementiert werden.  

Natrium

Wie schon beim Kalium beschrieben, ist Natrium ein wichtiger Gegenspieler zum Kalium. Daneben ist es für viele weitere Stoffwechselvorgänge wichtig, z.B. zur Aufrechterhaltung des Elektrolythaushaltes.

Natrium wird in der Rohfleischfütterung bevorzugt in Form von Steinsalz (z.B. Himalayasalz) oder als reines Meersalz angewendet, auch wenn wir von letzterem wegen der fast durchgängig enthaltenen Nanopartikel aus Kunststoff abraten. Einfaches Tafelsalz oder Siedesalz genannt ist ebenso möglich. Wichtig ist, dass du darauf achtest, dass kein Jodid oder Fluorid im Salz enthalten ist.

 

Spurenelemente für Katzen supplementieren

Eisen

Eisen ist ein elementarer Bestandteil zur Sauerstoffversorgung im Körper der Katze. Es muss mit der Nahrung aufgenommen werden, am natürlichsten in Form von frischem Blut. Alternativ kann man sprühgetrocknetes Blutpulver verwenden.

Neben der Verwendung von Blut stehen Eisentabletten zur Verfügung. Wichtig ist hier eine nicht magensaftresistente Form, die Tabletten werden gemörsert dem Futter beigegeben.

Jod

In der Natur erhält die Katze Jod aus der Schilddrüse ihrer Beutetiere. Jod ist Bestandteil der Schilddrüsenhormone Thyroxin und Trijodthyronin und beeinflusst andere endokrine Drüsen wie die Hirnanhangdrüse und die männlichen und weiblichen Keimzellen und damit die Fortpflanzung. Es hat viele weitere Funktionen wie z.B. die Beinflussung des Zustandes und der Funktion von Haut, Haaren und Fell. Wenn der Jodbedarf nicht ausreichend über die Fütterung von Seefisch gewährleistet ist, muss es bei der Rohfütterung dem Futter hinzugefügt werden. Als Nährstoffzusatz für die Jodversorgung steht uns in natürlicher Form Seealgenmehl zur Verfügung. Alternativ können wir auf Jodtabletten zurückgreifen.

Kupfer, Mangan, Selen und Zink

Je mehr natürliche Nährstoffe wir verwenden, desto mehr Spurenelemente sind darin enthalten und somit kann eine Versorgung mit allen notwendigen Nährstoffen gewährleistet werden. Das erfordert jedoch genauere Kenntnisse über die Gehalte von Spurenelementen in den einzelnen Bestandteilen der BARF-Rationen. Hohe Gehalte davon finden sich in Leber und Niere, allerdings fressen die Katzen letzteres eher ungern.

Für die Supplementierung stehen einzelne Präparate zur Verfügung, hierzu solltest du dich jedoch bei einem BARF-Berater informieren.

 

Essentielle Aminosäure als Nahrungsergänzung für Katzen

Taurin

Diese wichtige Aminosäure kommt in unterschiedlicher Konzentration vor allem in tierischen Quellen wie Fleisch, Fisch und Muscheln vor. Zur Supplementierung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Vor allem dunkle Fleischsorten wie die Keule von der Pute oder Innereien wie Puten- und Hühnerherzen verfügen über einen hohen Anteil an Taurin. Allerdings kann durch die alleinige Gabe von tierischem Eiweiß der notwendige Bedarf nur schwer gedeckt werden, sei denn man verfüttert Mäuse.  Als natürliche Quelle zur Taurinergänzung kommt Grünlippmuschel-Pulver in Frage, das allerdings recht teuer ist.

Daneben kannst du reines Taurin als Pulver verwenden, das in etwas Wasser angerührt unter das Futter gemischt wird.

Ich hoffe, ich konnte dir mit dieser Auflistung weiterhelfen und etwas Klarheit in den undurchsichtigen Dschungel der Supplementierung von BARF-Mahlzeiten für Katzen bringen.

Für Rückfragen stehe ich dir gerne zur Verfügung unter petra.von.quillfeldt@ebarf.de

Deine Petra von Quillfeldt