BARF – die artgerechteste Form der Ernährung von Hunden und Katzen

Was bedeutet „BARF“? 

Die Abkürzung BARF wurde erstmals von der Amerikanerin Debbie Tripp genutzt, um Menschen zu bezeichnen, die ihre Hunde mit rohen, frischen Zutaten ernähren. In diesem Zusammenhang bedeutet BARF Born Again Raw Feeders, zu Deutsch: wiedergeborene Rohfütterer. 

In Deutschland hat sich seit den 1990er Jahren die Bezeichnung Biologisch Artgerechtes Rohes Futter durchgesetzt.

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Artgerechte Fütterung nach dem Beutetierprinzip

Grundlage für das Barfen bildet das sogenannte Beutetierprinzip. Die gesündeste und artgerechteste Form seinen Vierbeiner zu ernähren besteht demnach darin, ganze Beutetiere zu verfüttern. Da dies aus logistischen und organisatorischen Gründen jedoch meist nicht möglich ist, stellt das Barfen die beste Alternative dar. 

Beim Barfen werden verschiedene frische Komponenten wie Muskelfleisch, Innereien und Knochen zu einer kompletten Mahlzeit – die einem natürlichen Beutetier in der prozentualen Zusammensetzung möglichst nahekommt – zusammengestellt. Auf diese Weise kann die Ernährung eines Fleischfressers in freier Wildbahn nachgeahmt werden.

Entwicklung und Geschichte der Rohfütterung

Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen Futtermittelfirmen sich mit der Herstellung von Hundeknochen und Hundefutter in Dosen zu beschäftigen. Ehe in den 1960er-Jahren die industrielle Herstellung der Tiernahrung ihren endgültigen Siegeszug antrat war es in Haushalten mit Hunden üblich, dass diese mit Tischabfällen, Nudeln, Reis und Kartoffeln sowie Resten aus der Fleischverarbeitung vom Metzger (Knochen, Pansen, Sehnen, Knorpel und sonstige Innereien) ernährt wurden. Katzen hingegen wurden meist auf Bauernhöfen gehalten um der Mäuseplage Herr zu werden. Ein Bild, das sich mancherorts bis heute erhalten hat, ist die Milchschüssel im Hof, die nach dem Melken für die Katzen gefüllt wurden. Ansonsten ernährten sie sich von ihren Beutetieren.

Mit zunehmender Veränderung unserer gesellschaftlichen Strukturen haben auch Hunde und Katzen Einzug in unsere Haushalte gehalten. Heute leben nach neuesten Studien etwa 16,7 Millionen Katzen in deutschen Haushalten und nicht selten nehmen sie den Stellenwert eines Familienmitgliedes ein. Entsprechend ist auch das Anliegen der Besitzer:innen, ihren Tieren eine gute Ernährung zu ermöglichen.

Bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts war die Katzenernährung größtenteils uninteressant. Im 19. Jahrhundert fanden sich jedoch schon Hinweise zur Ernährung der Katze, die aber eher auf Erfahrungen beruhten. Zu dieser Zeit war der „Cats Meat Man“ in den Städten Englands ein ganz alltäglicher Anblick. Er verkaufte Fleisch aus den Abdeckereien – vorwiegend Pferdefleisch – das nicht für den menschlichen Verzehr geeignet war, als Katzenfutter. Anfang des 20. Jahrhunderts nahm dann das Interesse an der Katzennahrung zu. Lange Zeit galt Milch als Hauptnahrungsmittel für Katzen. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Ernährungsbedürfnisse der Katze denen von kleinen Hunden gleichgestellt, ohne auf die besonderen Bedürfnisse der Carnivoren einzugehen.

Die Entstehung der Fertigfutterindustrie

In den 60er und 70er – Jahren wurden dann die ernährungsphysiologischen Bedürfnisse der Katze mehr und mehr in den Fokus gerückt. Die Katzen wurden als Liebhabertiere vollständig vom Menschen ernährt. Mitte des 20. Jahrhunderts gingen immer mehr Tierhalter dazu über, von der bis dahin üblichen Fütterungspraxis zur Fütterung mit industriell hergestelltem Futter überzugehen. Die Futtermittelindustrie erlebte einen bis heute anhaltenden Boom. Die Werbung versprach und verspricht bis heute, dass unsere Tiere mit diesem Futter nur das Allerbeste bekommen. Vollwertig und gesund, mit viel frischem Fleisch – so die Werbung - und eine bis heute nie dagewesene Auswahl an unterschiedlichsten Produkten machen es dem Verbraucher schwer etwas anderes zu glauben, als dass dieses Futter die einzige und richtige Alternative ist.

Tatsächlich ist es aber so, dass die Folgen dieser Ernährung schon nach wenigen Jahrzehnten dazu führten, dass die Tiere an verschiedenen chronischen Zivilisationskrankheiten litten wie Bluthochdruck, Diabetes, Allergien oder Übergewicht. Gerade bei Katzen stehen auch Nierenerkrankungen und Schilddrüsenfunktionsstörungen an vorderster Stelle der Folgeerkrankungen durch langjährige Ernährung mit industriell gefertigtem Futter.

Anfänge der natürlichen Rohfütterung

Eine der ersten, die industriell gefertigtes Futter als Gefahr ansah, war Juliette de Bairacli-Levi. Sie hat auch den australischen Tierarzt Ian Billinghurst (Erfinder des BARF-Konzeptes) dazu gebracht, sich mehr mit natürlicher Ernährung zu beschäftigten. Er veröffentlichte 1993 das Buch „Give your dog a bone“. Es basiert auf dem Konzept, dass eine natürliche Rohfütterung das Beste für die Gesundheit des Hundes ist.

2006 hat die Kanadierin Debbie Tripp den Begriff BARF verwendet, um sowohl Hundebesitzer, die ihren Hund nach dieser Methode ernähren, als auch das Futter selbst zu bezeichnen. In den folgenden Jahren machte der Begriff einen Bedeutungswandel durch. Zunächst stand er für Born-Again Raw Feeders (wiedergeborene Rohfütterer), dann für Bones And Raw Food (Knochen und rohes Futter) oder auch Biologically Appropriate Raw Food (Biologisch angemessenes rohes Futter). Eingedeutscht wurde es mit der Übersetzung Biologisch Artgerechtes Rohes Futter.

Anfänge des BARF für Katzen

2008 kam das erste Buch zur natürlichen Rohfütterung der Katze auf den Markt. Diese Ernährungsform erfreut sich seither einer zunehmend größer werdenden Nachfrage durch Katzenbesitzer:innen. 2015 veröffentlichte Petra von Quillfeldt das erste BARF-Buch für Anfänger Katzen BARFen, erschienen im Verlag Oertel & Spörer, das es Einsteigern anhand verständlicher Erklärungen und Rezepte ermöglicht, leicht selbst erste Rohfleisch-Mahlzeiten zuzubereiten.

Im Gegensatz zum Hund ist die Katze ein reiner Carnivor (Fleischfresser) geblieben, ernährt sich also natürlicherweise ausschließlich von Fleisch mit sehr wenig vorfermentierten pflanzlichen Bestandteilen aus dem Verdauungstrakt der Beutetiere. BARF für Katzen ist eine Ernährungsform, bei der versucht wird, die natürliche Nahrung der Katze so weit wie möglich mit rohem Fleisch, rohen pflanzlichen Bestandteilen und möglichst natürlichen Zutaten nachzubauen, um eine vollwertige und gesunde Ernährung zu gewährleisten. Immer mehr Katzenhalter:innen stellen das Futter ihrer Tiere erfolgreich um auf diese Art der Ernährung.

Im deutschen Sprachgebrauch wird BARF für synonym für sämtliche Formen der Rohfütterung verwendet. Allen BARF-Methoden ist gemeinsam, dass es sich um Futter handelt, das aus rohen tierischen (und pflanzlichen) Bestandteilen hergestellt wird.

Warum sollte ich meine Katze barfen?

Diese Frage lässt sich ganz einfach beantworten: weil es die artgerechteste Form der Ernährung ist! Schaut man sich einmal genauer den Verdauungsapparat von Katzen an, wird schnell deutlich, dass dieser nicht auf die typischen Bestandteile eines Fertigfutters – wie z. B. Getreide – ausgelegt ist. 

Katzen sind Fleischfresser, die sich in freier Natur von ganzen Beutetieren wie Mäusen, Vögeln, Fischen, Ratten, Maulwürfen oder auch Insekten ernähren. Der komplette Verdauungsapparat und der Stoffwechsel der Katze sind daher auf den Konsum von tierischen Eiweißen und Fetten sowie dessen Verdauung ausgerichtet. 

Angefangen bei dem kräftigen Gebiss und den typischen Zähnen eines Carnivoren – die zum Fangen, Töten und Zerlegen der Beute dienen – ist auch der Magen auf tierische Nahrung ausgerichtet. Die dort stark konzentrierte Magensäure zerlegt tierische Proteine mühelos in kürzester Zeit und tötet gleichzeitig Keime und Bakterien ab. Der saure pH-Wert kann aber nur durch das Fressen von Fleisch aufrechterhalten werden. Pflanzliche Nahrung ist für Katzen deutlich schwerer verdaulich, weshalb der Hauptbestandteil eines Katzenfutters Fleisch sein muss.

Der Hund ist wie sein Vorfahr der Wolf ein Fleischfresser 

Auch Hunde ernähren sich bevorzugt, aber nicht ausschließlich, von Fleisch. Wie sein Vorfahr der Wolf würde sich auch der Hund in freier Wildbahn von ganzen Beutetieren ernähren und alles - inklusive Innereien, Fell, Federn und Mageninhalt - fressen. Da es sich bei den natürlichen Beutetieren in der Regel um Pflanzenfresser handelt, werden so auch vorverdaute pflanzliche Bestandteile aufgenommen. 

Ähnlich wie bei der Katze, ist auch beim Hund der gesamte Verdauungsapparat, angefangen beim kräftigen Gebiss, auf Beutefang ausgerichtet. Anders als Katzen und Wölfe sind Hunde jedoch dazu in der Lage, kleine Mengen pflanzlicher Bestandteile nutzbringend zu verdauen. Grundsätzlich ist der Verdauungsapparat mit seiner starken Magensäure und dem vergleichsweise kurzen Darm aber auch auf die Verarbeitung von Fleisch ausgerichtet.

Welche Vor- und Nachteile bietet das Barfen?

Der größte Vorteil des Barfens liegt darin, dass gebarfte Tiere nachweislich einen besseren Gesundheitszustand haben, als ihre Artgenossen, die mit Fertigfutter ernährt werden. Glänzendes Fell, gesunde Haut, angenehmer Eigengeruch, mehr Ausgeglichenheit und ein zahnsteinfreies Gebiss – das sind nur einige positive Auswirkungen der Rohfleischfütterung.  

Ein weiterer Vorteil des Barfens ist, dass alle Zutaten selbst ausgesucht und zusammengestellt werden können. Man kann sich daher sicher sein, dass man 100 % gesund füttert und seinem Vierbeiner nicht unnötiger Weise Geschmacksverstärker oder Konservierungsstoffe zuführt.

Vorteile auf einen Blick

  • guter Gesundheitszustand
  • stärkeres Immunsystem
  • starke Muskulatur, Knochen, Sehnen & Bänder
  • weniger Übergewicht
  • gesunde Haut & Fell
  • Vorbeugung gegen Allergien und chronische Erkrankungen
  • gesundes Gebiss ohne Zahnstein und Entzündungen
  • höhere Lebenserwartung
  • gerine Futtermengen und kleinere Kotmengen
  • mehr Aktivität und Ausgeglichenheit
  • Freude am Fressen
  • geringer Flüssigkeitsaufnahme da ausreichend Wasser im Futter
  • Fütterung natürlicher Zutaten
  • optimale Versorgung mit Nährstoffen, Proteinen und Fett
  • keine undurchsichtigen Deklarationen
  • keine Zusatzstoffe
  • artgerechte und bedarfsdeckende Fütterung

Um seinen Hund oder seine Katze artgerecht und vor allem bedarfsdeckend nach der BARF-Methode ernähren zu können, ist es vorab nötig, sich mit dem Thema BARF genauer auseinanderzusetzen. Gerade in der Anfangszeit kann die Fütterung mehr Zeit in Anspruch nehmen und recht aufwendig erscheinen, da es einige wichtige Dinge bei der Aufteilung, Zubereitung und Lagerung zu beachten gibt. Mit der Zeit stellt sich aber schnell Routine ein, sodass die meisten Nachteile des Barfens genau genommen gar keine (mehr) sind.

 

Nachteile auf einen Blick

  • Notwendigkeit, sich anfangs über BARF zu informieren
  • Umstellung kann u.U. etwas Zeit in Anspruch nehmen
  • es werden nicht immer (gleich) alle nötigen Bestandteile gefressen / vertragen
  • Gefahr der Mangel- oder Überversorgung
  • mehr Zeitaufwand
  • höherer Platzbedarf
  • bestimmte Regeln müssen eingehalten werden
  • Fell- und Blutuntersuchungen notwendig

Neben diesen vermeintlichen Nachteilen gibt es auch Risiken beim Barfen, die genaugenommen jedoch bei jeder Fütterungsmethode bestehen und mit etwas Umsicht und einem guten Ernährungsplan in der Regel marginal sind. 

Risiken auf einen Blick

  • Kontamination der Nahrung mit Krankheitserregern oder gesundheitsschädigenden Substanzen
  • Fehler bei der Rationsgestaltung
  • ernährungsbedingte Entstehung von Krankheiten